Tiere im Straßenverkehr

Noch zu den Anfangszeiten des Automobils gehörten Pferd, Esel und Ochse selbstverständlich zum alltäglichen Verkehrsbild. Last- und Transporttiere sind seitdem fast ausnahmslos aus dem Straßenverkehr verschwunden, vor allem in ländlichen Regionen musst Du jedoch nach wie vor damit rechnen, die Fahrbahn mit einem Reiter oder einer Viehherde teilen zu müssen.  

Die flächendeckende Asphaltierung und der Ausbau unserer Straßen bedrohen derweil auch den natürlichen Lebensraum vieler Wildtiere. Laut Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kommt es Jahr für Jahr zu rund 250.000 Wildunfällen, häufig mit verheerenden Folgen für Fahrzeug und -lenker.

Anders als Menschen erkennen auch gut dressierte Tiere Straßen leider nicht zwangsläufig als Gefahrenzonen. Umso wichtiger ist es für Dich als Fahrer, am Steuer entsprechend wachsam zu sein und auch im Fall eines Unfalls die Ruhe zu bewahren. Wir verraten Dir, wie Du am Steuer auch in kritischen Situationen angemessen reagierst.

Immer langsam mit den jungen Pferden!

Auch wenn mit dem Pferd das einstmals schnellste Fortbewegungsmittel weitestgehend von den städtischen Verkehrswegen verschwunden ist, sind die imposanten Huftiere in unterschiedlichen Formen noch immer auf den Straßen anzutreffen. So ist es etwa nicht ungewöhnlich, in gut ausgebauten Altstädten auf Kutschen zu stoßen, die Touristen oder frisch vermählte Hochzeitspaare auf romantischen Rundfahrten durch den Asphaltdschungel steuern.

Aber auch berittene Pferde gelten gemäß §28 der Straßenverkehrsordnung (StVO) als Kraftfahrzeuge und müssen entsprechend auf der Straße geführt werden. Gesetzlich unterliegen Personen, die Pferd oder Vieh führen somit denselben Verkehrsregeln und Anordnungen wie alle anderen Verkehrsteilnehmer.

Tiere sind allerdings unabhängig der Kompetenz ihres Halters im Straßenverkehr unberechenbar. Deshalb gilt für Dich als Autofahrer grundsätzlich: erhöhte Wachsamkeit und Rücksichtnahme gegenüber Tieren! Um Sicherheit am Steuer zu gewinnen, ist es hilfreich, Dich mit den typischen Verhaltensmustern von jenen Stall- und Wildtieren vertraut zu machen, die für Dich auf der Straße zum Unfallrisiko werden können.

Pferde sind Fluchttiere, das heißt sie reagieren auf unbekannte oder laute Geräusche und schnelle Bewegungen besonders schreckhaft. Wenn Du ein Pferd überholst, solltest Du einen ausreichenden Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern wahren und nicht unmittelbar vor dem Tier wieder einscheren. Brems- und Beschleunigungsmanöver mit quietschenden Reifen oder aufheulendem Motor solltest Du ebenfalls vermeiden. Auch Aufbauten am Fahrzeug oder klappernde Anhänger können Pferde verunsichern und die Fluchtgefahr erhöhen.

Da Pferde erst ab ungefähr 40 Metern erkennen und einschätzen können, was auf sie zukommt, solltest Du Deine Geschwindigkeit als entgegenkommender Fahrer frühzeitig drosseln. Tauchst Du zu schnell und damit unerwartet im Gesichtsfeld des Tieres auf, riskierst Du ansonsten eine entsprechende Schreckreaktion.

Mit der Herde laufen?!     

In ländlichen Gegenden führt der Viehtrieb häufig über wichtige Verkehrsstraßen. Wenn Du Dich plötzlich einer Herde Kühe, Schweine oder Schafe gegenüber siehst, heißt es vor allem: Geduld! Wenn die Tiere zwecks Weidenwechsel oder Almabtrieb die Straße lediglich überqueren, solltest Du umgehend anhalten und die Herde in Ruhe passieren lassen. Schalte die Warnblinkanlage ein, um die Verkehrsteilnehmer hinter Dir rechtzeitig zu warnen. Auch auf wenig befahrenen Straßen solltest Du in den entsprechenden Jahreszeiten besonders aufmerksam sein, denn nicht selten kommt es in Folge zu späten Abbremsens bei Viehtrieb zu Auffahrunfällen.

Wenn Du mit Deinem Fahrzeug hinter einer sich auf der Straße befindlichen Herde fährst, drängel und hupe nicht. Halte möglichst viel Abstand und versuche auf keinen Fall, die Herde zu überholen. Vermeide Lärm, schnelle Bewegungen und sonstige Aktionen, welche die Tiere erschrecken könnten. Auch wenn es Deine Nerven strapaziert: Versuche, Verständnis für die Arbeit der Hirten aufzubringen und erinnere Dich daran, dass die Tiere nicht für Deine Misere verantwortlich sind. Bei anhaltender Langeweile kannst Du Dir die Zeit natürlich auch mit Schäfchen zählen vertreiben...

Wild Thing

Anders als domestizierte Stall- und Hoftiere sind Wildtiere wie Rehe und Wildschweine überhaupt nicht an Straßenverkehr gewöhnt. Wildtiere können die Geschwindigkeit von Autos nicht einschätzen und warten auch bei Lärm und hohem Verkehrsaufkommen nicht am Fahrbahnrand, bis Du vorbeigefahren bist. Selbst wenn ein Tier Dich sieht, kann es unmittelbar vor Deinem Auto auf die Straße springen. Im Fall einer Kollision sind Wildtiere aufgrund ihres stattlichen Körpergewichts eine erhebliche Gefahr für Fahrzeug und Insassen.

Auch wenn sich ein Unfall nicht immer vermeiden lässt, kannst Du das Risiko durch entsprechend vorausschauenden Fahrstil minimieren. Nimm Hinweisschilder ernst, indem Du Deine Geschwindigkeit anpasst und bremsbereit bleibst. Besonders in der Nähe von Waldabschnitten und Feldrändern kreuzen Wildtiere die Straße. Zwischen Abend- und Morgendämmerung ist erhöhte Wachsamkeit geboten, denn dann gehen die nachtaktiven Tiere auf Nahrungssuche.

Wenn Du ein Tier am Fahrbahnrand bemerkst und abbremsen möchtest, vergewissere Dich, dass Du dadurch nicht die Verkehrsteilnehmer hinter Dir gefährdest. Schalte das Fernlicht aus, um das Tier nicht zu blenden und versuche, die in der Regel scheuen Lebewesen durch Hupen zu verscheuchen. Aber Achtung: Wildtiere sind zumeist nicht alleine unterwegs, einem Tier können weitere folgen.

Bei drohender Kollision neigen selbst weniger tierliebe Autofahrer instinktiv dazu, das Steuer herumzureißen. Doch durch plötzliches Ausweichen gefährdest Du nicht nur den Gegenverkehr, sondern riskierst schon bei durchschnittlicher Geschwindigkeit, die Kontrolle über Dein Fahrzeug zu verlieren. Wenn der Zusammenstoß nicht mehr zu vermeiden ist, hilft nur möglichst starkes Abbremsen, das Lenkrad gut festzuhalten und Dich auf den Aufprall vorzubereiten.

Nach dem Zusammenstoß ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren. Schalte die Warnblinkanlage an und sichere die Unfallstelle. Informiere die Polizei unter der 110 und warte am Unfallort auf deren Eintreffen. Auch wenn es Dir schwer fällt Dein Mitleid zu unterdrücken: Nähere Dich unter keinen Umständen dem angefahrenen Tier! Je nach erlittener Verletzung kann dieses unerwartet aggressiv reagieren. Falls das Tier flieht, versuche Dir die Fluchtrichtung zu merken, damit sich später ein Jäger auf die Suche nach dem Wild machen kann.

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Auch im 21. Jahrhundert teilen wir uns den Planeten inklusive aller seiner Straßen und Wege mit anderen Lebewesen. Als Autofahrer ist es unsere Pflicht, auch gegenüber nichtmenschlichen und unfreiwilligen Verkehrsteilnehmern erhöhte Rücksicht walten zu lassen. Gleichzeitig solltest Du Dein eigenes Leben nie leichtfertig für ein plötzlich aus dem Unterholz hervorpreschendes Tier aufs Spiel setzen.

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