Reifenwechsel

Die Erfindung des Rades war ein Quantensprung in der menschlichen Zivilisationsgeschichte und ein Schlüssel für technische Entwicklung. Von den jungsteinzeitlichen Anfängen bis in das moderne Verkehrs- und Transportwesen, ist das Rad ein gleichermaßen zeitloser wie unverzichtbarer Allrounder in Sachen Mobilität.

Als Bindeglied zwischen Straße und Wagen ist die bereifte Felge im Straßenverkehr auch ein entscheidender Sicherheitsfaktor. Was aber, wenn es einmal nicht mehr rund läuft? Egal, ob unerwartete Reifenpanne oder saisonal bedingt, ob in der Werkstatt oder der heimischen Garage – wir verraten Dir, was es bei einem Reifen- bzw. Räderwechsel zu beachten gilt!

Zeit, dass sich was dreht

Der häufigste Anlass für einen Radwechsel ist der Jahreszeitenwechsel. Die saisonalen Witterungsbedingungen stellen hinsichtlich Beschaffenheit und Profil jeweils besondere Anforderungen an die Fahrzeugbereifung. Wann aber ist der richtige Zeitpunkt, von Winter- auf Sommerreifen umzusteigen?

Viele Autofahrer vertrauen dabei weiterhin auf die im Volksmund weit verbreitete Regel „von O(ktober) bis O(stern)“. Andere orientieren sich stattdessen an der sogenannten „7-Grad-Grenze“: Demnach sei der Reifenwechsel jeweils fällig, sobald die Temperaturen dauerhaft über sieben Grad Celsius steigen oder darunterfallen.  Leider hält sich das Wetter aber nicht immer an derartige Faustformeln, zudem moderne Reifentechnologien deren Gültigkeit zunehmend in Frage stellen. Deshalb ist die Winterreifenpflicht in Deutschland auch gesetzlich nicht an einen bestimmten Zeitraum gebunden. Entscheidend für die Winterreifenpflicht sind laut StvO (§2 Absatz 3a) ausschließlich die konkreten Witterungsverhältnisse und die daraus resultierende Fahrbahnbeschaffenheit.

Um auf der sicheren Seite zu sein, solltest Du den Reifenwechsel grundsätzlich besser früher als später vornehmen. Wenn Du die Montage in der Werkstatt vornehmen lassen möchtest, solltest Du Dich zudem rechtzeitig um einen Termin bemühen, um die üblichen zeitlichen Engpässe zu vermeiden.

Die Reife(n)prüfung

Weitere wesentliche Gründe, die einen Reifentausch obligatorisch machen, sind Schäden, Verschleißerscheinungen und Überalterung. Nicht alle Schäden am Pneu sind auf Anhieb mit bloßem Auge zu erkennen, haben aber unmittelbare Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Risse oder Beulen am Fahrzeugreifen verweisen auf poröses Gummi oder eine Beschädigung der inneren Reifenstruktur. In diesen Fällen solltest Du unter keinen Umständen zögern und den betroffenen Reifen sofort austauschen. Auch eingefahrene Fremdkörper wie Nägel sind Anlass für umgehenden Handlungsbedarf! Ansonsten droht schleichender Luftverlust und Rost durch eindringende Feuchtigkeit.

Ein wichtiges Indiz für die Notwendigkeit eines Reifenwechsels ist zudem die Profiltiefe der Reifen. Bei einem fabrikneuen Reifen beträgt die Profiltiefe in der Regel zwischen acht und neun Millimetern. Die in der EU gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe hingegen liegt bei lediglich 1,6 Millimetern. Die Empfehlungen der Experten liegen mit drei Millimetern bei Ganzjahres- und Sommerreifen, und mindestens vier Millimetern bei Winterreifen jedoch deutlich darüber. Grob überprüfen kannst Du die Profiltiefe der Reifen ganz einfach mit einer Ein-Euro-Münze. Halte diese in eine Vertiefung des Reifenprofils in der Mitte des Reifens. Verschwindet der drei Millimeter breite, goldene Rand der Münze vollständig in der Vertiefung, hat der Reifen noch ausreichend Profil. Wesentlich genauere Ergebnisse erreichst Du mit einem Profiltiefenmesser, den Du im Fachhandel oder an der Tankstelle erwerben kannst.

Überalterung und falsche Lagerung machen den Reifenwechsel auch bei ausreichender Profiltiefe erforderlich. Mit zunehmendem Alter wird die Gummimischung des Pneus hart und porös, die Verkehrstauglichkeit nimmt ab. Grundsätzlich sollte ein Sommerreifen nie älter als acht, ein Winterreifen nie älter als sechs Jahre sein. Das Alter Deiner Reifen kannst Du anhand der sog. DOT-Nummer auf der Reifenseite ablesen. Die letzten vier Ziffern stehen für den Monat und das Produktionsjahr.   

Werkstatt oder heimische Garage?

Ist ein Reifen- oder Radwechsel erforderlich, stellt sich die Frage: Überlässt Du die Montage dem Fachmann oder legst Du lieber selbst Hand an? Beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile. Da Räder und Reifen aber zentrale Sicherheitsfaktoren darstellen, solltest Du nur dann selbst zum Werkzeug greifen, wenn Du die fachgerechte Montage auch beherrschst.

Die Eigenmontage spart gegenüber dem Reifenwechsel in der Werkstatt in erster Linie Kosten, zudem bist Du zeitlich flexibel und nicht an Wartezeiten gebunden. In der Werkstatt hingegen ist nicht nur die fachgerechte Montage in jedem Fall gewährleistet. In dem üblichen Service inbegriffen ist auch eine verlässliche Qualitätsprüfung der Reifen. Weitere Vorteile wie etwa die Einlagerung der ausgetauschten Reifen ist gegen einen Aufpreis möglich.

Wartung und Kontrolle der Sensoren eines direkten Reifendruckkontrollsystems (RDKS) machen die Fahrt in die Werkstatt bei Reifenwechsel allerdings obligatorisch.

Gutes Werkzeug, halbe Arbeit!

Um den Reifenwechsel selbst vornehmen zu können, benötigst Du zuallererst das passende Werkzeug. Nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen solltest Du bei der Wahl des Equipments auf Qualität setzen. Wenn Du zukünftig regelmäßig selbst die Reifen tauschst, lohnt sich eine entsprechende Investition langfristig gegenüber dem Werkstattbesuch. Für die fachgerechte Montage benötigst Du in jedem Fall einen (nach Möglichkeit hydraulischen) Wagenheber und einen Drehmomentschlüssel. Alternativ kannst Du auch auf ein weniger effektiven, einfachen Kreuzschlüssel zurückgreifen. Schmierfett kann das Schraubenaufdrehen erleichtern, für Reinigung und Kontrolle solltest Du zudem Stahlbürste und Profiltiefenmesser bereithalten.

Reifenwechsel Schritt für Schritt

  1. Auto sichern: Suche Dir für die Montage einen möglichst ebenerdigen Platz. Ziehe die Handbremse und lege den ersten Gang ein, damit das Fahrzeug während der Arbeit nicht wegrollt. Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst Du zudem einen Keil unter einem Rad platzieren.
     
  2. Schrauben anlösen: Lockere sämtliche Radmuttern noch vor dem Aufbocken des Wagens mit dem Schlüssel über Kreuz um jeweils eine Vierteldrehung.
     
  3. Aufbocken: Setze den Wagenheber gerade unter das Fahrzeug und kurbel solange, bis sich das Rad knapp über dem Boden befindet.
     
  4. Rad abschrauben: Löse die Schrauben nun komplett und nimm den Reifen ab. Achte dabei darauf, dass das Rad frei am Federbein hängt.
     
  5. Reinigen: Reinige gegebenenfalls rostige Radnaben mit der Stahlbürste. Kontrolliere bei dieser Gelegenheit auch Bremsscheiben und -klötze.
     
  6. Rad aufstecken und anschrauben: Stecke nun das neue Rad auf, setze die Schrauben ein und ziehe die Radmuttern leicht an, bis das Rad nicht mehr wackelt. Senke den Wagen nun leicht ab, bis das Rad blockiert und ziehe die Muttern mit dem Drehmomentschlüssel fest. Schraube auch hier nur über Kreuz. Angaben zu dem richtigen Drehmoment der Radschrauben findest Du in der Betriebsanleitung Deines Autos.
     
  7. Luftdruck kontrollieren: Überprüfe an der Tankstelle den Reifendruck. Den passenden Wert findest Du in der Betriebsanleitung, je nach Fahrzeugmodell auch im Tankdeckel.
     
  8. Schrauben nachziehen: Nach einer zurückgelegten Distanz von 50 bis 100 Kilometern solltest Du die Radmuttern noch einmal nachziehen.

Markierung und Einlagerung

Die richtige Einlagerung ist maßgeblich für die Haltbarkeit Deiner Reifen. Damit es beim nächsten Reifenwechsel nicht zu einer Verwechslung kommt, markiere die Position der abmontierten Reifen auf selbigen mit einem Kreide- oder Wachsmalstift. Überprüfe die abmontierten Reifen vor der Einlagerung noch einmal gründlich auf Schäden oder Fremdkörper im Profil. Erhöhe den Luftdruck in den einzulagernden Reifen um 0,5 bar gegenüber der Herstellerempfehlung.

Der optimale Lagerort für Deine Reifen sollte kühl, dunkel und trocken sein. Zu viel Hitze oder Feuchtigkeit wirken sich negativ auf die Elastizität und Festigkeit der Gummisubstanz der Pneus aus. Sorge dafür, dass die Reifen während der Lagerung auf keinen Fall in Kontakt mit Öl, Benzin oder anderen Chemikalien geraten. Idealerweise lagerst Du die Reifen auf einem Felgenbaum. Wenn Du die Reifen mit Felgen einlagerst, kannst Du diese aber auch waagerecht aufeinanderstapeln. Reifen ohne Felgen solltest Du hingegen stehend einlagern und regelmäßig drehen, um einer Verformung vorzubeugen.

Wenn Du nicht über ausreichend Platz oder einen geeigneten Ort verfügst, um die Reifen zu verstauen, kannst Du die Einlagerung einer Werkstatt überlassen.   

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Unsere Fahrlehrer sind auch in Sachen Wartungsarbeiten echte Profis und stehen Dir während und nach Deiner Ausbildung jederzeit gerne mit Rat und Tat zur Seite. Zögere nicht und nimm noch heute Kontakt auf!