5 gängige Motorrad-Irrtümer

„Jedes Jahr verschluckst du im Schlaf acht Spinnen.“ „Rasierte Haare wachsen schneller nach.“ „Der Mensch nutzt nur zehn Prozent seines Gehirns.“ Sicher hast auch du diese Aussagen schon einmal gehört. Doch obwohl nichts davon wahr ist, halten sich derartige Alltagsmythen erstaunlich hartnäckig.

Auch im Straßenverkehr ist Irrglaube weit verbreitet. Im Unterschied zu anderen Lebensbereichen begründet Ignoranz auf der Straße jedoch schnell ein handfestes Sicherheitsrisiko. Wir haben deshalb fünf gängige Irrtümer unter Motorradfahrern unter die Lupe genommen und sorgen für Klarheit!

1. Helme verursachen mehr Schaden als Nutzen

Das Bild des hartgesottenen Bikers in Lederkutte lässt wenig Platz für Sicherheitsbedenken, schließlich ist der furchtlose Flirt mit der Gefahr essentieller Bestandteil des Images. In bestimmten Kreisen galten Helme deshalb schon immer als kategorisch uncool. Soweit, so gut, problematisch wird es aber, wenn die persönliche Abneigung gegen den Kopfschutz mit pseudowissenschaftlichen Unwahrheiten gerechtfertigt wird. Häufig ist etwa zu hören, das Tragen eines Helmes erhöhe bei einem Unfall die Anfälligkeit für schwerwiegende Wirbelsäulen-, Genick- oder Kopfverletzungen. Tatsächlich ist das genaue Gegenteil der Fall, wie zahlreiche Studien belegen.

Auch vermeintliche Einschränkungen im Sichtfeld oder Gehör werden von Helm-Gegnern gelegentlich als Argument angeführt, wobei sie entsprechende Beweise schuldig bleiben. Kein Wunder, denn moderne Motorradhelme sind selbstverständlich so konstruiert, dass sie Auge und Ohr vor Wind und Wetter schützen und hinreichend Bewegungsfreiheit gewährleisten. Auf nachweislich geprüfte Sicherheitsstandards verweisen Produktkennzeichnungen wie z.B. die europäische Norm ECE 22-05.

Rein rechtlich ist die Diskussion ohnehin müßig, denn in Deutschland ist die Helmpflicht für Kraftradfahrer gemäß § 21a Abs. 2 StVO gesetzlich verbrieft. Politisch kann man darüber streiten; wer den Helm aber zum Sicherheitsrisiko erklären will, bewegt sich jenseits der faktenbasierten Realität.            

2. Motorräder schlüpfen unbemerkt durch die Radarfalle

Um Blitzer, Radarfalle und Co. ranken sich verschiedene Mythen. Die Kernbehauptung ist dabei meist dieselbe, nämlich dass Zweiradfahrer bei Geschwindigkeitskontrollen durchs Raster fallen. Als angebliche Erklärung dient hierfür dann die im Vergleich zu vierrädrigen Fahrzeugen geringere Größe des Motorrads. Hierbei handelt es sich eindeutig um einen Irrglauben, denn die im Straßenverkehr eingesetzten Messgeräte sind zwar nicht perfekt, technologisch jedoch ausgereift genug, um wesentlich kleinere Objekte zuverlässig zu erfassen. Dass das Nummernschild beim Motorrad nur hinten angebracht ist, spielt ebenfalls keine Rolle.

Motorräder werden folglich genauso geblitzt wie alle anderen Verkehrsteilnehmer – also „myth busted“? Nicht ganz, denn bei differenzierter Betrachtung gibt es zumindest in Bezug auf mobile Radarkontrollen tatsächlich einen nennenswerten Unterschied: So ist es für die Behörden bei entsprechender Bekleidung wesentlich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, die Identität des Fahrers eindeutig nachzuweisen. Als Biker stehen die Chancen, sich erfolgreich gegen einen Bußgeldbescheid zu wehren, somit höher als für Autofahrer, die auf Fotos meist klar zu erkennen sind.

Die Freude über einen derart errungenen Sieg ist indes meist nur von kurzer Dauer. Denn um die Wiederholung eines solchen Vorfalls zu vermeiden, kann die Polizei von dir verlangen, zukünftig ein Fahrtenbuch zu führen, indem jede Fahrt samt Fahrer penibel vermerkt werden muss. Der damit verbundene Aufwand schmerzt langfristig deutlich mehr als ein einmaliges Bußgeld; besser aber noch, du hältst dich an die bestehenden Geschwindigkeitsbegrenzungen!   

3. Durchschlängeln ist bei stehendem Verkehr erlaubt

Zugegeben handelt sich hierbei streng genommen nicht um einen weitverbreiteten Irrtum, denn die meisten Motorradfahrer wissen, dass derartige Manöver nicht erlaubt sind – hoffen wir zumindest! Doch ob nun unwissentlich oder mit Vorsatz, regelmäßig bahnen sich Motorradfahrer zwischen stehenden Autos einen Weg, oder missbrauchen die Rettungsgasse oder den Seitenstreifen, um Stau oder stockendem Verkehr zu entkommen.  

So groß die Versuchung auch sein mag, derartige Überholmanöver sind sämtlich verboten und bringen dich und andere Verkehrsteilnehmer unnötig in Gefahr.

4. Elektromotorräder sind Spaßbremsen  

Sanft schnurrender Elektroantrieb anstatt heulendem Motor? Für manch einen Biker eine nur schwer zu ertragende Vorstellung, schließlich gelten Auspuffgeräusche seit jeher als Ausdruck nicht nur der Leistungsfähigkeit der eigenen Maschine, sondern auch des dazugehörigen Lebensgefühls.

Zwar ist richtig, dass Elektromotoren gegenüber Verbrennern in Sachen Leistung, Reichweite und Kosten anfangs eine Menge aufzuholen hatten, inzwischen sind Krafträder mit alternativen Antrieben aber absolut konkurrenzfähig – und der technologische Fortschritt geht unaufhaltsam weiter! Schon heute sind emissionslose Motorräder nicht nur wesentlich umweltfreundlicher, sondern bergen auch ungeahnte Power unter den Sitzen. Beschleunigung von 0 auf 100 in 3,3 Sekunden, und das ganz ohne Schalten oder Zugkraftunterbrechung? Kein Problem etwa für das SR Modell des amerikanischen Marktführers Zero Motorcycles, der ausschließlich Elektromotorräder vertreibt.

Vorurteile gegenüber E-Fahrzeugen halten sich im Zweiradsektor besonders hartnäckig, für echte Motorradfans sind ihre Maschinen bekanntermaßen schließlich weit mehr als bloße Transportmittel. Die Debatte ist folglich emotional stark aufgeladen, nüchtern betrachtet hat die Elektrotechnik allerdings längst zum Überholmanöver angesetzt. Soll die Mobilitätswende gelingen, wird auch die Biker-Szene gewisse Zugeständnisse machen müssen. Die Zukunft ist elektrisch, darauf deuten auch aktuelle Vorhaben im EU-Parlament hin.     

5. Autofahrer hassen Motorräder (und umgekehrt)

Der letzte Irrglaube auf unserer Liste scheint im kollektiven Bewusstsein fest verankert und hält sich deshalb besonders hartnäckig. Auto- und Motorradfahrer verbindet eine natürliche Feindschaft, so suggerieren es unzählige Erzählungen in den Medien. Auch Unfallstatistiken belegen, dass rund 40 % aller Motorrad-Unfälle von Autofahrern verursacht werden.

Grund hierfür ist aber weniger ein tobender Kampf um die Vorherrschaft auf der Straße als viel mehr die Tatsache, dass Autofahrer Motorräder schlicht übersehen. Zurückführen lässt sich dies u.a. auf die sogenannte Unaufmerksamkeitsblindheit, ein in der beschränkten Verarbeitungskapazität des menschlichen Gehirns begründetes Phänomen.

Als Biker lautet deine Devise deshalb: sehen und gesehen werden! Mit Reflektoren versehene Schutzkleidung, eine Warnweste und vor allem funktionierende Beleuchtung sind unverzichtbar, um deine eigene Sichtbarkeit zu erhöhen. Zudem solltest du ausreichend Abstand halten und unnötig riskante Manöver vermeiden.

Begegnest du Autofahrern mit Respekt statt mit Ressentiments, wird dir dies in den allermeisten Fällen mit Rücksichtnahme vergolten!

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